„De-Industriealisierung“ – ein Schlagwort, das zunehmend nicht nur ins mediale Blickfeld gerät, sondern als reale Gefahr offenbar langsam auch das politische Bewusstsein erreicht, ist mittlerweile leider alles andere als ein Schreckgespenst notorischer Schwarzmaler. Wie sehr der Standort Deutschland hier unter Druck steht, offenbart nicht zuletzt die aktuelle Umfrage des BDI zur Lage des industriellen Mittelstands, dem Herz und Rückgrat unserer Wirtschaft.

Neben den drei Top-Herausforderungen – Fachkräftemangel und hohe Arbeitskosten, Preise für Energie und Rohstoffe sowie Bürokratie inkl. aufwendige und langsame Genehmigungsverfahren – zeigt die Umfrage auch sehr deutlich die mittlerweile daraus resultierenden Folgen: 16 Prozent der befragten Unternehmen sind bereits aktiv dabei, Teile der Produktion und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern und fast ein Drittel denkt darüber nach! 15 Prozent der Unternehmen haben die Produktion in Deutschland aktuell gedrosselt oder unterbrochen – rund doppelt so viele wie noch im Februar 2022. Und 45 Prozent der Unternehmen stellen Investitionen in die ökologische Transformation seit der „Zeitenwende“ zurück.

Ein erschreckendes Bild, das sich leider schon seit geraumer Zeit abzeichnet!

Dass insbesondere das dafür sicher mitverantwortliche Thema „Bürokratie und Überregulierung“ nicht nur ein deutsches Phänomen ist, sondern auch europaweit zunehmend als Standortproblem gewertet wird, zeigt eine wachsende Diskussion innerhalb der EU um ein notwendiges Belastungs- und Regulationsmoratorium, der sich neben dem EVP-Chef Manfred Weber jüngst auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und der belgische Regierungschef Alexander de Croo mit einer Forderung nach einer „Regulierungspause“ angeschlossen haben. Selbst Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihre Beamten angewiesen, bis zum Herbst Vorschläge zu machen, wie die Behörde 25 Prozent der Berichtspflichten für Unternehmen streichen kann.

Wie ernst das Thema De-Industrialisierung in Bayern seitens der Politik offenbar auch für unsere Branche genommen wird, zeigt eine Anhörung am 15. Juni 2023 im Bayerischen Landtag zur „Zukunft der Chemieindustrie und nachgelagerter Wertschöpfungsketten in Bayern“ und zu den wirtschaftspolitischen Auswirkungen der derzeit auf EU- und Bundesebene geplanten Regulierungsmaßnahmen.

Sie können sicher sein, dass wir hier fachkompetent unseren Beitrag leisten werden, um der Politik nicht nur die massiven Herausforderungen für unsere Branche, sondern auch den mittlerweile erreichten Ernst der Lage zu verdeutlichen.

 

 

Bildquelle: iStock-1411436221, eigene Collage

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