Sind die Tage der Allianz-Arena gezählt?!

Das kann gut sein, wenn es nach dem am 07.02.2023 von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA gestarteten PFAS-Beschränkungsverfahren geht.

Dies sieht, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein umfassendes Verbot der Herstellung, der Verwendung und des lnverkehrbringens von mehr als 10.000 Per- und Polyfluoralkylstoffen (PFAS) vor.

Der pauschale Beschränkungsansatz umfasst dabei auch die in der PFAS-Stoffgruppe enthaltenen 38 Fluorpolymere, die für das Funktionieren einer modernen Industriegesellschaft unverzichtbar sind und die durch das Beschränkungsverfahren ebenfalls wegfallen könnten.

Und dies, obwohl Fluorpolymere den Kriterien einer OECD-Klassifizierung für sichere Werkstoffe (Polymer of low concern) genügen.

 

Aber was hat das alles mit der Allianz-Arena zu tun? Leider sehr viel!

Denn die sensationelle Architektur der Allianz-Arena mit ihren 66.500 m2 Bedachung und Fassade basiert auf 2.784 rautenförmigen Kissen aus ETFE-Folie.

Und ETFE (Ethylen-Tetrafluorethylen) ist ein fluoriertes Copolymer – ein Derivat des auch als Teflon bekannten Kunststoffs PTFE.

Damit gehört es aber zu den Stoffen, die als „Ewigkeitschemikalien“ allesamt verboten werden sollen. Und das, obwohl die Folienkissen nicht nur optisch einzigartig und z.B. selbstreinigend durch Regen sind, sondern aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – nämlich der Beständigkeit („Persistenz“) gegen Hitze (nicht brennbar), Kälte, Wind und Wetter – die Allianz-Arena in ihrer Form erst baulich sicher für die 75.000 Fußballfans machen.

 

Aber es geht natürlich nicht nur um die Allianz-Arena.

Durch das pauschale PFAS-Verbot – auch von Fluorpolymeren – sind unzählige wichtige Hightech-Anwendungen betroffen. Denn Fluorpolymere bieten eine einzigartige Funktionalität und entscheidende Vorteile in zahlreichen kritischen Endverbraucher-Anwendungen wie Microchips (Digitalisierung), medizinischen Produkten, Elektromobilität, 5G-Telekommunikation.

Sie sind eine Schlüsselkomponente für Technologien, die in Mobiltelefonen, persönlicher Schutzausrüstung, Implantaten, Flugzeugen und unzähligen anderen Produkten und Branchen eingesetzt werden.

Zudem machen sie in grünen Technologien wie der Photovoltaik, Windkraft, Wasserstoffelektrolyse oder Batterietechnologie die Transformation in Richtung Klimaneutralität erst möglich.

Alternativmaterialien – soweit es diese technologisch überhaupt gibt – haben meist eine schlechtere Performance, bieten nicht die erforderliche Sicherheit, haben höheren Verschleiß, erhöhen die Abfallmengen und haben ggf. einen höheren ökologischen Fußabdruck.

Nicht nur die Fans des FC Bayern – und natürlich auch die „Löwen“ – sollten sich also Gedanken machen, welche Folgen mit einem pauschalen Verbot von „PFAS“ verbunden sind.

Umso bitterer ist das jetzt wohl endgültige Aus für die Fluorpolymerproduktion der Firma Dyneon in Burgkirchen – sowohl regional für das Bayerische Chemiedreieck und die dort Beschäftigten, als auch umweltpolitisch, da die weltweit umweltverträglichste Fluorpolymerproduktion ihre Tore schließt, und industriepolitisch, weil unersetzliche Hightech-Werkstoffe für den Green Deal zukünftig von außerhalb der EU kommen (wenn sie denn kommen).

Am Ende könnte die Allianz-Arena unser geringstes Problem sein.

 

 

Bildquelle: iStock-474047494

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