Wir schreiben das Jahr 2022. Ende 2021 ging Block C des Kernkraftwerks Gundremmingen planmäßig vom Netz. Und Ende 2022 ist es dann für das letzte bayerische Kernkraftwerk Isar 2 soweit. Eigentlich sollte dann der Südlink, eine der Hauptschlagadern der Energiewende, den dringend benötigten Windstrom von der Küste in den Süden bringen. Aber aus 2022 wurde zunächst 2026 und jetzt heißt das neue Zieljahr 2028 – allerdings versehen mit einem dicken Fragezeigen. Wohlgemerkt für den Bau der dringend notwendigen Stromtrasse – nicht für den Atomausstieg!

Hauptursache der erneuten Verzögerung sind die nach wie vor unendlichen Weiten komplexer und langwieriger Genehmigungsverfahren, bei denen nicht nur das qualifizierte Personal in den Genehmigungsbehörden fehlt, sondern wo offenbar um jeden Acker, den die Leitung über- oder als Erdkabel durchquert, gestritten wird. Insofern darf man auch gespannt sein, ob der Bau des für Bayern ebenfalls essentiellen Südostlinks 2024 wie geplant starten kann und 2027 abgeschlossen sein wird!?

Und was tut sich sonst so?

Die Politik hat das Ziel der Klimaneutralität im Bund ambitioniert auf das Jahr 2045 vorgezogen. Und für Bayern soll dieses Ziel bereits 2040 erreicht werden.

Die Industrie, die sich konstruktiv zu den Klimazielen und zur Kreislaufwirtschaft bekannt hat, kämpft derweil schon fast verzweifelt für die notwendigen Rahmenbedingungen, die für Investitionen in eine klimaneutrale aber international wettbewerbsfähige Transformation der Wirtschaft unerlässlich sind. Denn diese geht mit einem erheblichen Mehrbedarf an nachhaltig erzeugtem Strom und Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen einher.

Aktuell explodieren die Strom- und Gaspreise und manches Unternehmen hat die Herstellung bestimmter Produkte bereits reduziert oder ganz eingestellt, weil sich die Produktion unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr rentiert. Von einem international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis von 4 ct/kWh für grünen Strom sind wir selbst bei der jetzt angekündigten Abschaffung der EEG-Umlage meilenweit entfernt. Und wie sieht es mit einer sicheren Versorgung mit nachhaltig erzeugtem Wasserstoff aus, der mangels ausreichend verfügbarer Stromtrassen via Pipelines in die Verbrauchszentren fließen muss?

 

Wer steht denn da auf der Leitung?

 

 

Bildquelle: Collage KVI, iStock-1182028815, iStock-1344090479

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