KVI-Mitgliederversammlung 2024
Am 17. Juli 2024 fand die Ordentliche Mitgliederversammlung des Verbands der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern e.V. (KVI) im NOVOTEL Messe München statt.
Seit sechs Jahren eine Krise nach der anderen
Automotive-Krise im Jahr 2018, mit der darauffolgenden Corona-Pandemie, Lieferkrise, Ukraine-Krieg, Energiekrise haben in den letzten Jahren Wirtschaft sowie Tarifpolitik belastet, so Herr Christoph Faßhauer in seinem Bericht des Vorsitzenden. Ehrgeizige Klimaziele, ohne Businessplan für die Transformation, würden zu Wohlstandsverlust und zu einer schleichenden Deindustrialisierung führen. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung betreffe auch die Kunststoffbranche. Beim Umsatz sei unsere Branche in 2023 um 5,2% unter dem Vorjahr geblieben (Bund: -4,5%). Die Produktion sei in Bayern wie auf Bundesebene um 5,7% eingebrochen. Im ersten Quartal 2024 habe es kleinere Lichtblicke gegenüber dem Schlussquartal des Vorjahres gegeben, im Vergleich zur Vorjahresperiode schwächelte unsere Branche allerdings weiterhin. Die Situation bliebe somit fragil. Eine nachhaltige Trendwende zeichne sich nicht ab.
Unser Geschäftsführer, Herr Walter Vogg, für den es die letzte Mitgliederversammlung vor seinem Ruhestand war, spannte zu Beginn seines Berichts einen Bogen über die prägnantesten Herausforderungen seiner fast 12-jährigen Amtszeit. Nicht von ungefähr sei die letzte Dekade durch die Begriffe „Wandel“ und „Wende“ geprägt. Zentrale Themen und deren Folgen seien u.a.: Die Energiewende, die klimaneutrale Transformation unserer Wirtschaft, die Digitalisierung, der demografische Wandel und schließlich auch die Covid-Pandemie sowie der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Dabei seien allerdings viele der aktuell zu besichtigenden Auswirkungen auf die Wirtschaft hausgemacht und Symptome einer Abkehr von den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft.
In seinem ausführlichen Bericht zur Tarifpolitik ordnete Walter Vogg den jüngsten KVI-Tarifabschluss in die Reihe der Krisenabschlüsse seit 2020 und das allgemeine tarifpolitische Umfeld ein, das nicht nur sehr stark durch die inflationäre Entwicklung der Verbraucherpreise, sondern leider auch durch ein zunehmend konfliktträchtiges Umfeld geprägt sei. Insofern sei das vorliegende Ergebnis wirtschaftlich noch vertretbar und zugleich ein Ergebnis der funktionierenden Sozialpartnerschaft mit der IGBCE.
Den Abschluss seines Berichts bildete die Sorge um die Ausbildungsplatzsituation – nicht nur – in unserer Branche. Zwar sei das Angebot an Ausbildungsplätzen wieder erheblich angestiegen. Das Problem sei nach wie vor, dass 30% der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten. Hier versuche die Kunststoff verarbeitende Industrie nicht nur mit einer deutlichen Anhebung der Ausbildungsvergütung attraktiv zu werden. Es müsse auch noch deutlicher werden, dass viele Ziele, wie z.B. Klimaschutz, die gerade auch für junge Menschen wichtig seien, ohne unsere Branche nicht erreichbar seien.
Geschäftsführerwechsel beim Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern e.V. (KVI)
Im Anschluss an die üblichen Regularien wurde der zum 01.08.2024 stattfindende Wechsel in der Geschäftsführung bekanntgegeben.
Herr Walter Vogg wird nach 12 Jahren hauptamtlicher Leitung des Verbands zum 31. Juli 2024 in den Ruhestand treten. Der Vorsitzende, Herr Christoph Faßhauer, bedankt sich im Namen des gesamten Vorstands bei Herrn Vogg mit wertschätzenden Worten für das von großem Sachverstand, von Leidenschaft, Vehemenz und Herzblut geprägte Engagement, mit dem er den Verband geführt hat. Der Vorstand habe zu jeder Zeit Vertrauen in seine Entscheidungen und die Führung der Verbandsgeschäfte haben können. Mit einem gebührenden Applaus verabschiedete sich die Mitgliederversammlung von Herrn Walter Vogg.
Herr Dr. Markus Born, Geschäftsführer des VBCI e.V. und designierter Hauptgeschäftsführer des VBCI e.V. ab 01.08.2024 wurde gemäß § 12 Abs. 1 unserer Satzung zum Geschäftsführer bestellt und wird das Amt zum 01.08.2024 antreten.
Herr Dr. Born ist bereits in 2013 als Geschäftsführer des VCI und des VBCI in die Bayerischen Chemieverbände eingetreten und auch den KVI-Mitgliedern bestens bekannt.
Gastrede
Herr Thorsten Dietz, Direktor Gleichstromprojekte von TenneT TSO GmbH in Bayreuth, also von dem für Bayern besonders wichtigen Übertragungsnetzbetreiber, spricht über das Klimaneutralitätsnetz, die Kraftwerksstrategie und aktuelle energiepolitische Herausforderungen.
Am 01.03.2024 hat die Bundesnetzagentur den neuen Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 (2023) bestätigt. Darin denken die Übertragungsnetzbetreiber erstmals vom Ende her und skizzieren, welches Netz es für die Klimaneutralität 2045 braucht. Dieses Klimaneutralitätsnetz 2045 und die „Kraftwerkstrategie“ der Bundesregierung sind elementare Bestandteile einer sicheren Stromversorgung. Bei der Kraftwerksstrategie gibt es leider bislang noch viele Fragezeichen. Die Mitglieder interessiert daher die versierte Sichtweise eines Übertragungsnetzbetreibers auf die aktuelle Situation, um eine Einschätzung zu erhalten, ob und wie dieses Ziel bei einem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien mit der vorgelegten Strategie erreicht werden kann.
Bildquelle: KVI