KVI-Mitgliederversammlung
Am 13.07.2017 fand die Mitgliederversammlung des Verbands der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern e.V. (KVI) statt. In seiner Rede vor den Vertretern der Mitgliedsunternehmen verwies Christoph Faßhauer, Vorstandsvorsitzender, erneut auf die Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftspolitik in Deutschland. Er hob hervor, wie wichtig daher die Einbettung von Deutschland in die EU sei, um Deutschland die Stabilität zu sichern, die für die Wirtschaft notwendig sei. Dies gelte umso mehr „in Zeiten, in denen sich die sogenannten G20 erstmalig in wesentlichen Fragen nicht einig sind“, so Christoph Faßhauer. Vor allem die Politik des US-Präsidenten Trump und den bevorstehenden BREXIT betrachtete er dabei als Einflussgrößen, welche Vorhersagen momentan schwer machen.
Insgesamt zeichnete er dennoch ein positives Bild der Wirtschaft, nannte aber auch zwei zentrale Herausforderungen mit denen die Branche konfrontiert sei und die ebenfalls sowohl den Umsatz als auch den Gewinn beeinflussen: Fachkräftemangel und hohe Strompreise. Gestützt wird seine Annahme durch das Ergebnis der diesjährigen Wirtschaftsumfrage unter den KVI-Mitgliedsfirmen.
Christoph Faßhauer: „Das Gesamtergebnis deutet auf eine gute Geschäftslage in unserer Branche hin. Das Jahr 2016 scheint für unsere Mitgliedsunternehmen positiver gelaufen zu sein, als zunächst prognostiziert. Signifikant schwerwiegender als im Vorjahr werden von unseren Mitgliedern aktuell die Belastungen in den Bereichen Energiekosten und Fachkräftemangel bewertet.“.
Zum Abschluss seines Berichts ging der Vorstandsvorsitzende auf Neuerungen in der Kunststoffbranche ein. Hierzu nutzte er ein Beispiel aus der Oechsler Motion GmbH. Zusammen mit dem Kunden adidas habe man die adidas SPEEDFACTORY Pilotfabrik im Dezember 2015 in Ansbach errichtet. In der „speed factory“ werden „High-End-Sportschuhe“ nah am Endverbraucher hergestellt, um dadurch die „time-to-market“-Zeit auf ein Minimum zu reduzieren. So sollen mit einem hohen Automatisierungsgrad und mit neuen Fertigungskonzepten Elemente von Industrie 4.0 realisiert werden.
Die Arbeit des KVI – die Zukunft mitgestalten
Vor Eintritt in die Regularien erstattete Walter Vogg, Geschäftsführer des Verbands der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern e.V., seinen Bericht der Geschäftsführung.
Zu Beginn seines Berichts verwies er auf die zahlreichen Informationsveranstaltungen sowie die Kommunikationskanäle des Verbands. In diesem Zusammenhang widmete sich Walter Vogg auch dem Thema ‚Ausbildung‘. Mit einer gewissen Sorge sieht er den anhaltenden Trend zu einer Akademisierung, der die Attraktivität der dualen Ausbildung über Gebühr mindert. Für ihn sei Ausbildung noch immer der beste Weg gegen den drohenden Fachkräftemangel. Aber der Kampf um geeignete Bewerber, die auch bereit seien, als Facharbeiter im Schichtbetrieb zu arbeiten, werde immer härter. Um dem entgegenzuwirken, hat sich der KVI dem ‚ChemieAzubi-Blog‘ angeschlossen, der bereits erfolgreich von einigen Chemie-Arbeitgeberverbänden – darunter seit neuestem auch Bayern – unter www.chemieazubi.de betrieben wird.
Im Anschluss erläuterte Herr Vogg das Tarifergebnis vom 08.12.2016 mit langer Laufzeit (Planbarkeit!) und die darin enthaltenen Flexibilisierungsmöglichkeiten für wirtschaftlich schwächere Unternehmen. Hierin sah er einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Flächentarifvertrags. Zugleich bemängelte er das Eingreifen des Gesetzgebers in die Gestaltungshoheit der Sozialpartner. „Vorfahrt für Tarifverträge und keine Einmischung des Gesetzgebers in die Gestaltungshoheit der Sozialpartner – dies war eine unserer Forderungen im vergangenen Jahr und sie ist es bis heute“, so Walter Vogg.
Die Sozialpolitik sei für ihn ein Paradebeispiel für die Regelungswut des Gesetzgebers. Als Beispiele nannte er hierzu: Regelungen zu Werkverträgen und Zeitarbeit, das Entgelttransparenzgesetz, den betrieblichen Datenschutz, die Renten- und die europäische Sozialpolitik, den zunächst geplanten Rückkehranspruch von Teilzeit in Vollzeit, sowie das ‚Weißbuch Arbeiten 4.0‘. Gerade bei der Arbeitszeitgestaltung sei es enorm wichtig, dass Tarifvertragsparteien ihre Gestaltungsfähigkeit unter Beweis stellen, um die richtigen Rahmenbedingungen für die Arbeit der Zukunft zu schaffen und damit die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft – Stichwort ‚Arbeiten 4.0‘ – nicht dem praxisfernen Gesetzgeber zu überlassen.
Dies sei auch der Grund, warum der KVI sich der vbw-Kampagne ‚So möchte ich arbeiten!‘ angeschlossen und an einem Branchengespräch mit dem bayerischen Wirtschafts- und dem bayerischen Arbeitsministerium teilgenommen hat. Im Kern geht es bei der Kampagne um die Forderung nach mehr Flexibilität auch im Sinne der Mitarbeiter, nicht um eine Erhöhung des Arbeitszeitvolumens.
Walter Vogg: „Mit fortschreitender Digitalisierung gehören flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Homeoffice bereits heute in vielen Fällen zum betrieblichen Alltag. Und dieser neuen Realität müssen wir auch als Sozialpartner mit flexiblen und innovativen Antworten gerecht werden.“