Wo ist eigentlich die Motivation geblieben, sich aus innerer Überzeugung für eine Sache zu engagieren, selbst wenn andere ebenfalls davon profitieren?
Ein persönliches Engagement für eine Sache, das am Ende jedes Ehrenamt auszeichnet und von dem unsere Gesellschaft insgesamt und letztendlich auch unsere Sozialpartnerschaft lebt. Ein Engagement mit Stolz auf das Erreichte ohne dauernden Vergleich mit nicht gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen, die dann als „Schwarz- und Trittbrettfahrer“ abqualifiziert werden, obwohl sie nur ihr verfassungsmäßiges Recht auf negative Koalitionsfreiheit wahrnehmen.
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“ (Søren Kierkegaard). Und diese Unzufriedenheit führt dazu, dass es einzelne Stimmen gibt, die dafür sogar unsere besondere Sozialpartnerschaft in Frage stellen!
Sich als Gewerkschaft den offenbar schwindenden eigenen Idealismus vom Sozialpartner auf Arbeitgeberseite durch einen Gewerkschaftsbonus kompensieren zu lassen – auf diese Idee muss man erst mal kommen!
Dass die von Hermann Rappe und Karl Molitor begründete besondere Sozialpartnerschaft in der Chemie ein hohes Gut ist, dessen Wert man sich immer wieder bewusst machen muss, war bisher beiden Seiten immer klar. Ich erinnere nur an den sog. „Wittenberg-Prozess“, der nicht nur ein Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft war, sondern auch das Ziel hatte, das Bewusstsein für den Wert unserer Sozialpartnerschaft in die nächste Generation zu tragen. Dafür standen 2008 sowohl Hubertus Schmoldt und Eggert Voscherau als auch später, mit der „Mainzer Erklärung“ im Jahr 2016, Michael Vassiliadis und Margret Suckale. Und natürlich auch Kai Beckmann.
Denn am Ende geht es um das gemeinsame Erfolgsmodell, mit dem wir seit Jahrzehnten unsere Herausforderungen gemeinsam meistern: Es geht um „Konsens statt Konfrontation und Krawall“.
Jeder, der dies glaubt ändern zu müssen, sollte sich der Folgen und seiner persönlichen Verantwortung für die einzigartige Sozialpartnerschaft in unserer Branche als Erfolgsmodell, um das uns viele andere Branchen beneiden, bewusst sein!
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