Toolbox Arbeiten 4.0

1. Okt, 2018

Arbeitswelt 4.0 ruft bei vielen Arbeitnehmern Ängste und Befürchtungen hervor. Auch die Unternehmen stehen bei fortschreitender Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Die Informationsveranstaltung des VBCI zusammen mit dem KVI sollte hier einen realistischen und praxisnahen Blick auf die künftige Arbeitswelt ermöglichen.

Die Veranstaltung, welche am 25.09.2018 an der Münchener Messe stattfand, wurde von ca. 70 Teilnehmern besucht.

Die Gäste hatten Gelegenheit, sich im Rahmen von Vorträgen zum Thema mobiles Arbeiten, gutes und gesundes Arbeiten sowie Bildung 4.0 umfassend zu informieren und erhielten einen Einblick in die von den Chemiearbeitgebern entwickelte Toolbox 4.0.

Der Geschäftsführer des VBCI, Herr Stefan Mößner, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die anwesenden Teilnehmer. Herr Dr. Andreas Ogrinz, Geschäftsführer des BAVC führte in das Thema Digitalisierung ein und stellte die von den Chemie-Arbeitgeberverbänden erarbeitete Toolbox 4.0 vor. Herr Dr. Ogrinz erläuterte die digitale Transformation in der chemischen Industrie und nannte als Beispiele die neuen Anwendungen im Bereich Digitalisierung Augmented R&D, Predictive Maintenance, Precision Farming und Additive Fertigung. Er erläuterte, dass im Rahmen der Fachgremien des BAVC verschiedene Arbeitsgruppen Handlungshilfen und Navigatoren für die Bereiche gutes und gesundes Arbeiten, Aus- und Weiterbildung, zeit- und ortsflexibles Arbeiten sowie Beschäftigtendatenschutz in den letzten 18 Monaten erarbeitet haben.

Herr Dr. Ogrinz führte im Anschluss in die Toolbox Arbeiten 4.0 für den Bereich Aus- und Weiterbildung ein. Er zeigte auf, dass hierbei ein Expertenteam Handlungsempfehlungen zum Thema digitales Lernen wie auch Gap-Analyse Chemikant erarbeitet hat und sich daraus ein Navigator in der Welt des digital unterstützten Lernens erstellt wurde. Die Good-Practice-Beispiele zu Chancen und Herausforderungen des digitalen Lernens werden Unternehmen der chemischen und Kunststoff verarbeitenden Industrie zur Verfügung stellt. Darüber hinaus wurde ein Szenario zum Arbeitsplatz der Zukunft für den Beruf des Chemikanten erarbeitet sowie eine Wahlqualifikation „Digitalisierung und vernetzte Produktionen“ im Rahmen der Erstausbildung Chemikant erarbeitet und bereits als bundeseinheitlicher Standard in der Ausbildungsordnung ergänzt.

Im Anschluss erläuterte Herr Mößner den Baukasten „Lebensphasen“ vor, welcher einen Überblick über gesetzliche, tarifliche und betriebliche Instrumente zur Ermöglichung des lebensphasenorientierten Arbeitens gibt und auch eine Inspiration für Unternehmen anhand von verschiedenen Praxisbeispielen ermöglicht. Herr Mößner ging im Rahmen seines Vortrages auf die Themen Weiterbildung, Elternzeit und Kinderbetreuung, Pflege naher Angehöriger sowie Sabbaticals ein und wies insbesondere auf die Herausforderungen im Rahmen des Übergangs in den Ruhestand hin.

Herr Fürnthaler stellte im Anschluss den Navigator „Mobiles Arbeiten“ vor und betonte hierbei, dass das mobile Arbeiten dem Wunsch vieler Arbeitnehmer nach Arbeitszeitsouveränität Rechnung trägt, für eine bessere Work-Life-Balance sorgt und die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter und somit die Produktivität des Unternehmens steigern kann. Weiter vermag mobiles Arbeiten das Arbeitgeberimage zu verbessern und Kosten bei Büroflächen und Infrastruktur zu sparen. Im Rahmen seines Vortrages stellte Herr Fürnthaler die wesentlichen Elemente für die Erarbeitung einer Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten vor und betonte die sich in der Zukunft ergebenden Chancen für die weitere örtliche und zeitliche Arbeitsflexibilisierung.

Herr Spieler, HR Labor Relations, Roche Diagnostics, zeigte anhand verschiedener Arbeitszeitmodelle für die Produktion auf, dass die Flexibilität in operativen Schichtmodellen zunehmend möglich ist und sowohl für die Mitarbeiter wie das Unternehmen zu variablen Arbeitszeiten führt.

Herr Patrick Stadlmayr, Mitarbeiter der Tandemploy GmbH, stellte im Anschluss die neue Arbeit im digitalen Zeitalter vor. Er betonte dabei, dass die neue Arbeit nicht mehr in alte Muster passe und sich die heutige Arbeit durch Jobrotation, Mentoring, Projekte und Jobsharing auszeichnet. Er berichtete über eine Software-Lösung für Unternehmen, welche einen Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens ebenso ermöglicht, wie Working Circles im Rahmen von Kollaborationen und Jobsharing auch im Bereich der Führungskräfte.

Einen Einblick in den Leitfaden und die Navigatoren gutes und gesundes Arbeiten der Toolbox 4.0 gab nach der Mittagpause Herr Dr. Andres Paaßen, Leitender Werksarzt der Evonik Technologie und Infrastructure GmbH. Er betonte, dass die digitale Transformation zu einer Beschleunigung und Veränderung ganzer Wertschöpfungsketten mit Neuausrichtung von Kommunikation, Marketing, Vertrieb, Services und Unternehmenskultur mit sich bringt. Er zeigte weiter auf, dass der entwickelte Leitfaden sich mit der Gestaltung der Arbeitsumgebung, den Grundsätzen einer gesunden Führung, den Erwartungen an die Beschäftigten, Entwicklungsmaßnahmen zu mehr Eigenverantwortlichkeit sowie geeignete Maßnahmen des Changemanagements beschäftigt. Wichtige Themen sind hierbei die psychischen Belastungen der Mitarbeiter, die ergonomische Informationsverarbeitung sowie die stärker zunehmende Eigenverantwortung von Arbeitnehmern. Die Unternehmenskultur muss hierbei Offenheit, Vertrauen, Innovationsbereitschaft und Ergebnisorientierung vermitteln sowie die Förderung von Flexibilität und Eigenverantwortung, die Betonung eines Gesundheitsmanagements und die Qualifizierung der Führungskräfte und Mitarbeiter. Die Erfolgsfaktoren im Rahmen des Changemanagements sind die frühzeitige Beteiligung der Beschäftigten, eine verlässliche kalkulierbare und verständliche Kommunikation sowie ein Blick auf Ressourcen und gesundheitsförderliche Faktoren durch alle Beteiligten.

Zum Schluss der Veranstaltung berichtete Herr Dr. Jürgen Commeßmann, Vice Präsident Health, Wacker Chemie AG, über die vielfältigen Projekte des Unternehmens im Bereich Gesundheit und Führen und zeigte anhand praktischer Beispiele des Gesundheitsmanagements eines großen mittelständigen Chemieunternehmens in Bayern auf, wie vielfältig die Unterstützung von Mitarbeitern durch Unternehmen sein kann. Herr Dr. Commeßmann gab den teilnehmenden Gästen die Möglichkeit, Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten des Gesundheitsmanagements zu nehmen und Anregungen für die eigene Personalarbeit mitzunehmen.

Die Toolbox 4.0 sowie die Folienvorträge der Veranstaltung vom 25.09.2018 stehen den Mitgliedsfirmen im Mitgliederbreich unseres Intranets zur Verfügung.

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