Seit dem Beginn des von Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieges gegen die Ukraine, der viele sinnlose Opfer auf beiden Seiten und unsägliches Leid über viele Menschen gebracht hat, hat sich Vieles grundlegend geändert. Oft ist hier – in mehrfacher Hinsicht – von einer Zeitenwende die Rede.

Die wirtschaftliche Zeitenwende hat jedenfalls für das Industrie- und Exportland Deutschland bereits begonnen. Denn eines dürfte klar sein: Die Sanktionen gegenüber Russland und die zwingend notwendigen Entscheidungen, sich aus der einseitigen Abhängigkeit bei Energie und Rohstoffen von Russland zu befreien, haben bereits jetzt massive und vielleicht irreversible Auswirkungen auf der Kostenseite der Unternehmen. Denn der notwendige Ersatz – z.B. durch Flüssiggas und dessen notwendiger Transport – und die Abkehr vom hochriskanten „Singlesourcing“ dürften in der Summe kaum kostengünstiger sein. Ein Land wie Deutschland, dessen Wohlstand aber vor allem auf einem hohen Industrieanteil basiert und das als Exportweltmeister auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit seiner Produkte angewiesen ist, wird diesen zusätzlichen Kostendruck schmerzlich zu spüren bekommen. Denn der alte Grundsatz „Wir müssen immer soviel besser sein, wie wir teurer sind“, der die schon bisher höheren Kosten teilweise relativiert hat, stößt mit der qualitativen Aufholjagd unserer internationalen Wettbewerber zunehmend an seine Grenzen.

Und wäre dies nicht bereits Herausforderung genug, spielen wir auch noch zusätzlich mit der Diskussion über ein „Gasembargo“ mit dem Feuer.

Ja, es gibt berechtigte moralische Fragen angesichts der grauenhaften Geschehnisse in der Ukraine. Aber mit einem sukzessiven Zusammenbruch unserer Wirtschaft, der die Folge eines akuten Lieferstopps russischen Gases wäre, ist niemandem gedient. Zumal auch hier eine nachhaltige Wirkung auf das Verhalten Putins als eher unwahrscheinlich erscheint. Bei der Diskussion über diese Frage offenbart sich aber in erschreckender Weise nicht nur das fehlende Verständnis systemischer Zusammenhänge einer industriellen Produktion und der Auswirkungen eines Bruchs wesentlicher Wertschöpfungsketten für die gesamte Wirtschaft. Es offenbart auch ein fehlendes Bewusstsein für die daraus resultierenden Folgen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, wenn er denn auf diese harte Probe gestellt werden würde.

Wir können deshalb froh sein, dass unsere politische Führung hier bisher kühlen Kopf bewahrt, dem steigenden moralischen Druck aus Gründen einer von Moral getragenen Vernunft standhält und sich an diesem Spiel mit dem Feuer nicht beteiligt. Und wir können nur hoffen, dass dies auch so bleibt!“

 

 

Bildquelle: iStock-1383796736

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