Tarifeinigung in der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Bayern

5. Feb, 2024

In Feldkirchen bei München fand am 30.01.2024 die dritte Runde der Tarifverhandlung für die Kunststoff verarbeitende Industrie in Bayern (KVI) statt.

Nach einem außerordentlich schwierigen und harten Ringen konnten wir mit der IGBCE gegen 23:00 Uhr ein Ergebnis erzielen, das mit seinen tariflichen Bausteinen und der gewählten Struktur eine Antwort auf die besonderen Herausforderungen für beide Seiten liefert, auch wenn dies für viele Unternehmen eine massive zusätzliche Belastung in ohnehin sehr schwierigen wirtschaftlichen Zeiten bedeutet.

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung vieler unserer Mitgliedsunternehmen, die als wesentlicher Teil der industriellen Wertschöpfungsketten gerade um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland kämpfen, geht ein Tarifabschluss in der vorliegenden Höhe aber nicht nur an die Belastungsgrenze, sondern für einen Teil der Branche im Grunde bereits darüber hinaus!

Insofern muss das vorliegende Ergebnis daher nicht nur in Relation zu den jüngsten Forderungen und Abschlüssen im tariflichen Umfeld betrachtet werden, die zum Teil jedes Gespür für Maß und Mitte vermissen lassen und dabei natürlich die Erwartungshaltung auch der Beschäftigten unserer Mitgliedsunternehmen massiv in die Höhe getrieben haben.

Der aktuelle Abschluss muss vor allem auch im Zusammenhang mit den vergangenen Krisenabschlüssen im KVI gesehen und bewertet werden, wo wir – zusammen mit der IGBCE – für unsere Unternehmen viel erreicht haben, um die zusätzlichen tariflichen Belastungen möglichst gering zu halten und die Zukunftsfähigkeit nicht zu gefährden.

Angesichts des Beitrags, den dabei auch die Beschäftigten geleistet haben, mussten wir in dieser Runde auch eine Antwort auf deren Belastung durch die außergewöhnliche inflationäre Entwicklung der Verbraucherpreise und den damit einhergehenden erheblichen Kaufkraftverlust der Entgelte finden.

Mit dem vorliegenden Abschluss haben wir bei einer Gesamtlaufzeit von 15 Monaten zunächst die uns mit der steuer- und sozialversicherungsfreien Inflationsausgleichsprämie (IAP) nur noch im Jahr 2024 zur Verfügung stehende Möglichkeit genutzt, um sowohl den Nettoeffekt als auch eine sog. „Sozialkomponente“ insbesondere für niedere Einkommen für die Beschäftigten zu erzielen. Dabei tragen wir der unterschiedlichen wirtschaftlichen Lage und Leistungsfähigkeit der Unternehmen Rechnung und haben den Gesamtbetrag für den Regelfall auf 2.600 € beschränkt, in seiner Auszahlung flexibilisiert und zusätzlich Differenzierungsmöglichkeiten bei dessen Höhe geschaffen. Auch für Azubis gibt es eine IAP in Höhe von 1.200 € verteilt auf 12 Monate. Nach dem Wegfall der IAP folgt dann ab Januar 2025 eine Erhöhung der Entgelte durch einen einheitlichen Festbetrag von 225 €. Auch hier hilft die sog. „Sozialkomponente“ in der inflationären Situation insbesondere den unteren Einkommensgruppen.

Und auch mit der Anhebung der Jahresabschlusszahlung von 97% auf 100% eines Monatsgehalts ziehen wir mit anderen Branchen und vielen Unternehmen gleich.

Die überproportionale Anhebung der Vergütung für Auszubildende ab Januar 2025 um 150 € ist zudem ein deutliches Signal an junge Menschen, die einen interessanten und vielseitigen Ausbildungsplatz suchen und liefert einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität einer Ausbildung in unserer Branche.

Wir sind davon überzeugt, dass der vorliegende Abschluss trotz der hohen Belastung angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen für Tarifverhandlungen einen noch vertretbaren und vernünftigen Kompromiss für beide Seiten darstellt und danken auch den Vertretern unseres Sozialpartners IGBCE für die zwar harten, aber stets konstruktiven Verhandlungen. Dass dieses Ergebnis im Gegensatz zu anderen Branchen wieder ohne größere Konflikte im vernünftigen und konstruktiven Dialog erreicht wurde, spricht für den Wert und die Belastbarkeit unserer seit vielen Jahren gepflegten Sozialpartnerschaft!

 

 

 

Bildquelle: KVI

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